Wie alles anfing
Am 01.07.2017 anlässlich des 10-jährigen Firmenjubiläums der Firma PRIOGO AG in Zülpich gab es einen Vortrag von Prof. Günther Schuh und die Möglichkeit den e.GO Life Probe zu fahren. Es war ein Samstag und ich verabschiedete mich noch von meiner Frau mit den Worten: „Keine Angst, ich kaufe nicht gleich ein e-Auto.“ Von wegen: 5 Std. später musste ich meiner Frau beichten, dass ich spontan eine Vorbestellung für den neuen e.GO Life getätigt hatte.🤷♂️
Die spontanen Beweggründe
Prof. Günther Schuh ist einfach ein begnadeter Redner. Seine Argumente haben mich damals und auch heute noch voll überzeugt. Sinngemäß waren es diese Argumente:
Dafür müsste die gesamte Strom-Infrastruktur in den Städten und Gemeinden neu ausgebaut werden. Eine 220 V Steckdose ist vollkommen ausreichend. Das Auto steht ja i.d.R. 23 Std. am Tag eh auf einem Parkplatz rum.
Alle diese Anforderungen erfüllt der e.GO Life First Edition und darüber hinaus hat er noch eine Lebensdauer von 50 Jahren. Die Batterie allerdings wird man voraussichtlich alle 8 Jahre austauschen. Die alte Batterie wird dann noch einer Zweitverwertung zugeführt.
Analyse meines Mobilitätsverhaltens
Aufgrund meines damaligen beruflichen Wechsels nach Hannover zur Talanx<Linkedin> kam ich im Okt. 2007 in den Genuss einer Bahncard 100 First. Ich wurde begeisterter Bahnfahrer und legte zw. 50.000 – 60.000 km / pro Jahr zurück. Corona beendete im März 2020 die Liebe leider (oder vielleicht auch Gott sei Dank) abrupt. Auch wenn Bahnfahren ökologisch & ökonomisch sinnvoller ist als mit dem Auto zu fahren. Ein Video Call ist noch günstiger.
Von 2002 – 2007 bin ich noch täglich die Strecke Bonn - Hilden / Düsseldorf mit dem Auto gefahren. Ich „genoss“ das am stärksten befahrene Autobahnteilstück Europas, die A3 Köln – Leverkusen. Okt. 2007 dann der Umstieg auf die Bahn. Ich muss gestehen, dass ich noch 3 Jahre benötigte, bis ich meinen Wagen abgeschafft habe, nachdem ich mal nachgerechnet hatte, dass ich nur 1.500 km damit gefahren bin pro Jahr. Alles Kurzstrecken.🤦♂️
Fahrten zum Kölner Weinkeller, zum Golfplatz nach Eitorf, zu Freunden nach Ittenbach oder Neunkirchen-Seelscheid, zur Bahn nach Siegburg oder zum Köln/Bonner Flughafen, zum Supermarkt und Ähnliches bestimmten meinen Bewegungsrahmen. Also rd. 50 km rund um Bonn. Alles was weiter entfernt ist, fahre ich eh grundsätzlich mit der Bahn.
Was also sprach bzw. spricht gegen einen e.GO Life? Nichts!
Die erste Herausforderung
Leider musste ich 2,5 Jahre warten bis ich den e.GO Life endlich am 06.01.2020 in Aachen in Empfang nehmen durfte. Der Wagen Nr. 131 wurde der Meinige.
Die erste Herausforderung: Das e.GO Werk in Aachen und mein Wohnort liegen 105 km auseinander. Die Reichweite lag damals noch bei 106 km (ein späteres Software Update erhöhte auf 146 km und schaltete noch weitere Funktionen frei).
Was also tun? Meine Frau war mitgekommen und ich muss gestehen, dass ich sehr froh war, dass sie noch einen Termin in Köln hatte, so dass ich sie in Düren am Hauptbahnhof (das lag auf meiner Strecke) „hinauswerfen“ konnte. Auch wenn meine Frau schlank ist; jedes Kilo zählt bekanntlich beim Stromverbrauch, sowohl beim e-Bike als auch beim e-Auto. 😉
Natürlich habe ich auf dieser Fahrt alles das gemacht, was man von einem e-Automobilisten erwartet: Heizung aus, kein Radio an, maximale Ausnutzung der kinetischen Energie, langsam anfahren und lange ausrollen lassen. Bloß nicht bremsen. Ich hätte nur noch einen Hut auf haben müssen, um das Klischee vollständig zu erfüllen.😂Die „Bleifüßer“ werden mich an diesem Tag gehasst haben. Aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Noch stolze 15 km Reichweite zeigte das System an als ich, zugegeben erleichtert, zu Hause ankam.
Die Tücken der Software
Bekanntlich ist ein Tesla ja kein Auto, sondern zwei Tablets auf Rädern. Wir alle wissen seit nunmehr 40 Jahren: Software reift bekanntlich beim Kunden. Ich war also darauf eingestellt, dass bei einem Vorserienwagen eines Startups, das noch ein Softwareupdate bekommen soll, nicht alles perfekt sein würde von Anfang an.
So war es dann auch. Zweimal „sprang“ der Wagen nicht an. Mit einer zweijährigen Mobilitätsgarantie seitens der e.GO AG war das jetzt auch nicht so schlimm. Das Notfall Call Center funktionierte. Lustig war die telefonische Kommunikation mit dem Abschleppservice:
Nach 20 Minuten war er da und der Wagen wurde ins Dieselzentrum nach Köln gebracht. Auch lustig: Ein e-Auto ins Dieselzentrum Köln zu bringen. Die Aufklärung ist einfach: Das Dieselzentrum Köln ist ein BOSCH Wartungszentrum und da BOSCH die Wartung der e.GO Flotte durchführt, machte das auch Sinn. Der e-Motor ist übrigens von BOSCH.
Das Software Update
Der Wagen war nach dem Software Update auf die eigentliche Version 1.x nicht mehr wiederzuerkennen. Ich war und bin immer noch begeistert. Leicht ansprechende Lenkung, fahren mit einem Pedal (die Bremse nutze ich seitdem nur noch in Notsituationen), dank Freischaltung der Rekuperation auch Batterie-Reichenweiten-Verlängerung auf 146 km. Die elektronische Stabilitäts-Kontrolle (ESC) mit Antischlupfregelung (ASR) machten es möglich an der Ampel sportliche Premiumfahrzeuge ordentlich im e.GO-Sportmodus zu „zersägen“ 😎. Die erstaunten Reaktionen sind immer wieder schön, insbesondere von jungen männlichen Verkehrsteilnehmern 😉.
Die Förderung
Jaja, die Förderung von e-Autos ist doch ein schönes Beispiel für die „fortgeschrittene“ Digitalisierung öffentlicher Behörden. Bei der BAFA muss man das „Portal“ zur „Kommunikation“ nutzen. Die besteht nämlich aus dem „digitalem“ Antrag und dann warten auf die gelbe Post mit dem Bescheid. Beim Regierungspräsidenten in Arnsberg darf man auch mailen und telefonieren. Das ist doch schon mal was im Vergleich zur Servicewüste BAFA. (Sorry, das musste jetzt mal sein.) Wenn man sich als IT-ler diese beiden „Portale“ anschaut, dann gruselt es einem schon ein wenig.
Ah ja, man sieht schon, dass es ein sehr abgestimmtes Verfahren zwischen Bund und Ländern gibt. (Achtung Ironie). Bei einem Amt mit dem Kauf erst abwarten bis der Bescheid kommt, beim anderen dann zittern, ob man die Prämie noch bekommt, weil man ja erst nach Kauf beantragen kann und dann gilt da auch noch das FiFo Prinzip mit einem gedeckeltem Fördertopf! Bei mir als Einzelunternehmer war das nur nervig, aber wie soll das eigentlich ein Unternehmen, das vielleicht 20 e-Autos erwerben will, machen? Liebe #SPD, #Grüne, #FDP und #CDU es wird Zeit so einen Behördenwildwuchs abzuschaffen, sonst gibt es nichts mit der #Mobilitätswende! Gut gemeint reicht nicht mehr aus. Man muss es auch gut machen. Wie wäre es mal mit niederschwelligen Angeboten…
Genug genörgelt. Ich kann mich nicht beklagen, auch wenn ich auf die Auszahlung des Umweltbonus durch die BAFA über ein halbes Jahr warten musste, im Gegensatz zum Regierungspräsidenten Arnsberg, der mit nur 2 Monaten hier als Sieger hervorging. Die Ursache: Die Bundesförderungsregeln (BAFA) hatten sich nämlich geändert.
Statt 2.000 € wurden nun 3.000 € durch den Bund nun gefördert. Dies immer unter dem Vorbehalt, dass der Hersteller in gleicher Höhe die Kaufrechnung reduziert. Ich hatte, wie alle langwartende e.GO Vorbesteller, neben 2.000 € Umweltbonus durch die e.GO AG auch einen „First Edition Rabatt“ bekommen i.H.v. 1.470,58 (Netto).
Die BAFA brauchte daher ein wenig Zeit, um einen Änderungsbescheid zum Bundesumweltbonus auszustellen, in dem dieser „First Edition Rabatt“ als „paritätische Förderung“ i.S. der neuen 3.000 €
Umweltbonusregelung gelten konnte, so dass ich nunmehr 3.000 € statt 2.000 € Bundesumweltbonus durch die BAFA erhielt. Nach dem Änderungsbescheid kam das Geld auch ruckzuck auf meinem Konto an.
Da habe ich doch gerne gewartet.
Vielen Dank😎.
Ich kann es mir aber trotzdem nicht verkneifen: Die digitale Kommunikation während der Wartezeit (6 Monate) war gleich null und analoge Kommunikation (Telefonanrufe oder Briefe) und Emails verbietet sich das BAFA ja bekanntlich (siehe Webseite)… ohne Worte.
Die Anschaffungskosten
Anmerkungen zur Aufstellung:
Die Verbrauchskosten
Beim Diesel liegt der Preis pro Liter aktuell bei rd. 1,54 € in Bonn. Wenn ich mal wieder bei einer Tankstelle vorbeikomme, kann ich mich eines „Schmunzelns“ nicht erwehren🤣.
Meine Aufstellung zu den laufenden jährlichen Kosten für 2022 erklärt auch warum:
Anmerkungen zur Aufstellung der jährlichen Kosten:
· Da mein Strom jetzt überwiegend vom eigenen Dach kommt werde ich keine 657,77 € an meinen Stromversorger in 2022 zahlen, sondern vielleicht noch 25% davon in den „sonnenarmen“ Monaten: Dez, Jan, Feb.
· Mein Solarteur hat mir 0,07 €/kWh Stromerzeugungskosten ausgewiesen.
Gesamtkostenbetrachtung für 6 Jahre
Was kostet doch gleich noch ein Verbrenner bei
vergleichbarer Leistung pro Jahr? …
Es treibt mir die Tränen in die Augen🤣🤣🤣.
ÖPNV oder e.GO?
Die positiven Erfahrungen, die ich mit der Bahncard 100 von 2007 bis 2020 gemacht habe, haben mich zu einem ÖPNV Fan werden lassen. Flatrate bei Bahn & Bus bundesweit und in 130 Städten waren und sind grundsätzlich schon cool und verändern Mobilitätsverhalten extrem.
Durch Corona ist die Situation jedoch eine andere geworden. Ich fahre nicht mehr für ein 1-2 stündiges Meeting mal schnell nach Nürnberg oder Berlin. Teams, Zoom & Co. haben das überflüssig gemacht.
Es bleibt der Nahverkehrsbereich: z.B. 9 km bis in die Bonner Innenstadt. Hin und zurück 18 km. Keine Parkgebühren für Straßenparkplätze bei e-Autos (Bonner Regelung).
Also 1,62 € Vollkosten hin- und zurück.
Das ÖPNV-Einzelticket kostet 3,00 € (Papierticket) oder digitales App-Ticket für 2,85 €. 🤔
Ok, sagen wir ein Ü60 Ticket-Monatsticket im VRS Verbund Bonn/Köln (also rd. 50 km Radius) wäre eine Lösung. 117,70 € / Monat und Person (5 Tarifstufen) und dann nur in NRW gültig. Nach Remagen, Koblenz oder Bad Neuenahr gilt das Ticket nicht. Meine Frau käme nicht mal mehr zu Ihrem Friseur! 🤣
Ganz klar: Das e.GO Life Konzept setzt den ÖPNV massiv unter Druck. Selbst bei reduzierten Ticketpreisen für Ü60er.
Bottom Line und Ausblick
Ich hoffe, liebe(r) Leser(in) es hat Ihnen Spaß gemacht diesen Blog zu lesen. Wie ich im Teaser schon gesagt habe: Nicht für jede Situation passt das, was meine Frau und ich hier praktizieren. Den Anspruch haben wir auch nicht.
Und wie schon gesagt: Meine Story hier ist nur eine anekdotische Evidenz… 👋
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